Wo bleiben die Utopien?
| von Wolf | (Kommentare: 2)
Wie wahrscheinlich viele von euch auch, haben wir Otherlanders uns mit letzter Kraft aus einem verwirrenden 2020 ins Jahr 2021 geschleppt, nur um festzustellen, dass 2021 das neue 2020 ist.
Die Gute Nachricht
Weiterhin darf das Otherland in Berlin geöffnet bleiben, und trotz Zugangsbeschränkungen kommt ihr vorbei (maximal 4 Kunden mit Masken gleichzeitig für jeweils 10 Minuten Aufenthalt), und vor allem aufgrund zahlreicher Bestellungen von euch können wir den Laden am Laufen halten und euch Neuheiten und Überraschungspakete zuschicken, das ist großartig und macht euch hoffentlich genau so viel Spaß wie uns!
Weiterhin schützen wir uns und euch durch das Tragen medizinischer Masken und ventilatorunterstützte Lüftung. brrrrr
Die Probleme
Aktuell kriegen wir die Brexit-Auswirkungen bei unseren englischsprachigen Bestellungen voll zu spüren - ein Großteil unserer Lieferungen aus den USA reisen über die UK - da geht im Moment alles sehr abgebremst oder wir bekommen Pakete, für die wir plötzlich Zoll bezahlen müssen.
Hallo Utopia, kannst Du mich hören?
Es ist, wie es ist und ich/wir sind weit davon entfernt uns zu beklagen, aber als Science Fiction-Leser frage ich mich nun schon seit geraumer Zeit: wo sind eigentlich die Utopien geblieben?
Fantasy hat nun nicht unbedingt den Anspruch uns eine alternative Zukunft aufzuzeigen, dafür müssten wir es demnächst schon mal hinkriegen, mehr Magie aufzubringen, als nur einen Hasen aus dem Hut zu zaubern. Aber das ist ja auch gut so, ich liebe es, in Welten voll Magie abzutauchen und darin zu verschwinden und zu träumen.
Die Horror-Literatur, wenn auch sehr beliebt, lassen wir bei der Utopie-Diskussion mal außen vor ;-)
Aber die Science Fiction hatte für mich immer etwas Tröstliches, weil es immer auch um die Möglichkeit einer lebenswerten Zukunft ging, um Alternativen, Auswege, bessere Zukünfte - Utopien eben. Irgendwie sind die aktuell auf der Strecke geblieben. Und natürlich liebe ich etwa Wells Killerbot oder Chambers ehrliche, liebevolle Welt und ihre kleinen Ausblicke auf ein Miteinander in besseren Zeiten. Aber (ja, aber) der große Wurf, die leuchtende Idee, taucht zur Zeit auf meinem Buchradar nicht auf. Liest man etwa Kim Stanley Robinsons The Ministry for the Future, bekommt man zum wach werden rechts und links eine gescheuert und die vage Nachricht: wenn wir es durch die kommende Klimakatastrophe überhaupt schaffen: es wird es kein Spaß werden. Von gesellschaftlichen Utopien mal ganz abgesehen, nimmt man sich etwa Millers Blackfish City vor, in dem alles ist wie heute, nur noch viel schlimmer.
Also. Liebe SF-Autor:innen (und das ist eine metaphorische Ansprache, an keine bestimmte lebende oder nicht mehr lebende Person gerichtet): Macht euch mal (bitte) Gedanken, wie es sein könnte, wenn es gut werden würde. Ist doch nicht unmöglich, irgendwie geht doch auch das, oder? Der Weg ist ja das Ziel und so... also gebt uns einen Weg, den es zu gehen lohnt. Und ja, bitte mit Raumschiffen, bitte mit Überlichtantrieb, freundlichen Aliens und vor allem Liebe, Liebe, Liebe und einen Beutel!
Wolf
(und die Otherland-Crew)
Und als PS noch ein kleiner Hinweis: Immer wieder werkeln wir am Aufbau unseres Newsletters, und in letzter Zeit ist uns aufgefallen, dass bei all unseren umfangreicheren Lesetipps die wirklich brandneuen Neuheiten manchmal ein bisschen zu kurz kommen. Deshalb leiten wir ab sofort die unsere Lesetipps mit knackigen Kurzmeldungen zu den frischesten Büchern ein!
Kommentare
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