Wenn deine Welt zu klein ist - Buchhandlung Otherland Berlin

Frisches aus dem Geschäft

Der Veranstaltungsrückblick 2025 im Otherland

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Buchpremiere hatten wir dieses Jahr mehrere, etwa Michael Marraks "ASTROSAPIENS", Band drei seiner besten Erzählungen aus dem memoranda-Verlag.  Mit Michael und Memoranda-Hardy ist es immer lustig und thematisch gehaltvoll - Michaels Geschichten sind die Essenz seines Schreibens, melancholisch, hart und durchgeknallt, ohne aber auf billige Effekte zu setzen. Die Premiere zu Nils Westerboers „Lyneham“ war natürlich etwas Besonderes. Weil Nils eben zu einem guten Freund geworden ist, weil ich Lyneham wie auch Athos 2643 liebe und weil die Familiengeschichte um die Kolonialisierung und Terraformierung von Perm einfach unglaublich ist. Toller Abend, den Nils ohne Moderation solo so gerockt hat, dass alle nach mehr gerufen haben. Ah, und der Abend mit Kate Tyndall, die beim Sci-Fi Film Festival 2024 in der Kategorie "Short Stories That Would Make Great Sci-fi Movies" gewonnen hat. Toller Abend mit dem Filmfestmacher Hal Schneider. Bin gespannt, was von Kate noch alles kommen wird. Besonders war für mich auch unser zweiter Abend mit Qiufan Chen- vor ein paar Jahren sollte den eigentlich Dietmar Dath moderieren, der fiel aus und auch Felix von der Kapsel konnte nicht - also bin ich eingesprungen, auch wenn mir ein wenig mulmig wurde, weil Chen in China so ne große Nummer ist, aber es wurde ein unglaublicher Abend, an dessen Ende wir über Schamanismus und KI gesprochen haben. Der zweite Abend 2025 startete gleich auf dem Niveau und ein Takeaway für mich war Chens Gedanke: "creating AIs which imitate us would be like creating Sexdolls. AIs need to be different, at best not understandable." Teil zwei von Wastetide/Siliziuminsel ist in der Mache. Bin sooo gespannt. Beim 2. Berliner SF-Preis in der Lettre-Etage hatte das Otherland wieder einen Büchertisch und dank guten Kontakten zum neuen Berliner SF-Verlag Radiator haben wir einen Abend zu "Der letzte Ringträger" von Kirill Jeskow zusammen mit den Machern des Radiator-Verlags Alexander und Nikolas. Beeindruckend, wie sich die beiden für das Buch aus der Sicht der Orks nach den Ringkriegen reingehängt haben. Tolles Lektorat von Alexander, tolles Buch! Anderes Datum, aber wieder Radiator und zwar mit der Gewinnerin des 1. Berliner SF-Preises, Lina Thiede, und ihrem ersten Buch, das in ebendiesem Verlag erschienen ist: "Manchmal weißt du, was geschehen wird" . Unglaubliches Post-Klimadystopie-Buch, in dem es Menschen gibt, die über eine Nabelschnur von anderen Menschen ernährt werden können, die nur Licht und Wasser brauchen. Macht, Abhängigkeit, Menschen - unfassbar dichter, sich nah anfühlender Roman, toller Abend mit einer durchstartenden Autorin. Ein ungewöhnlicher und auch spannender Abend war der zur Anthologie "Psyche mit Zukunft" aus dem Ohneohrenverlag herausgegeben von Jol Rosenberg - alle Themen zur Psyche in der Zukunft, Jol und zwei Autor*Innen waren anwesend und haben gelesen. Ein besonderer Abend war das Public Listening zum WDR-Hörspiel NEONGRAU nach dem Buch von Aiki Mira - neben Aiki waren die Produzent*innen und Sprecher*innen da. ZUsammen reinhören und dann drüber reden - viel über Hörspiele gelernt an diesem Abend! C.K. McDonnell war auch mal wieder da und hat auch gleich wieder seine Frau und diesmal Mitautorin Elaine Ofori mitgebracht - zusammen haben sie „Ursula und das V-Team“ geschrieben und vorgestellt. Wie erwartet war es ein lustiger Abend und die Erklärung, warum das Buch in Köln spielt! Lisanne Surborg hat ihren Roman "Nachtlügen" bei uns vorgestellt: Nachtalben, die von unseren Träumen leben. Schön schaurig, spannend und toll gelesen!        
Die 4FDZ - die Vier für die Zukunft bestehend aus Aiki Mira, Theresa Hannig, Jens Lubbadeh und Nils Westerboer - waren dieses Jahr zweimal bei uns, beim ersten Treffen im Frühjahr war das Thema Schreiben, beim zweiten im November Tod und Unsterblichkeit. Jedes Mal volles Haus, jedes Mal tolle Stimmung, tolle Fragen aus dem Publikum, tolle Gespräche und viel zum Mitnehmen. Auch Selfpublishing-Pate Brandon Q. Morris aka Matthias Matting war wieder bei uns - diesmal mit seinem Marsbesiedlungs-Hard-SF-Buch "Mares-Genesis" - wer übrigens mehr über Matthias erfahren will: Er war beim Zeit-Podcast "Alles gesagt". Oh, ja, dann der Abend mit Isabella Herman zu der Premiere ihres neuen Sachbuchs "Zukunft ohne Angst // Wie Anti-Dystopien neue Perspektiven eröffnen"- als Politologin, die sich mit SF befasst, nimmt sie in der deutschen SF-Szene eine Sonderstellung ein und hilft zu erklären, dass SF mehr ist als Star Trek und Star Wars. Klasse, informativer Abend. Übrigens: "Zukunft ohne Angst" ist in der Otherland Top Ten der zehn bestverkauften Bücher auf Platz 7! Und dann kam Peter F. Hamilton. Diesmal aber mit Ankündigung. Nachdem er im Sommer einfach mal im Otherland vorbeigeschneit ist und wir flashmobartig eine Veranstaltung gemacht haben, ging es diesmal mit mehr Vorlauf und vollem Haus. Was für ein netter, cooler, lustiger Typ ohne jegliche Starallüren. Bitte gerne bald wieder bei uns. "Das automatische Reich" mit Ralph Hammerthaler war auch ein besonderer Abend, weil Ralph eigentlich eher aus dem Theater kommt und nicht allzu tief in der SF steckt - viel Witz und Beobachtung mit einer Prise Philip K. Dick - Ralph ist inzwischen bei den Otherland-veranstaltungen Stammgast. Mit Thomas Olde Heuvelt kam der, viel zu sehr vernachlässigte, Horror ins Otherland - was für ein unterhaltsamer, freundlicher Mensch - wie kann er nur solch schlaflos machenden Bücher schreiben? 2025 hatten wir zwei Meet&Greet-Besuche: einmal Otherland-namensgeber Tad Williams, der trotz einer vierwöchiogen Deutschlandtour trotzdem eine Stunde ins Otherland kam um zu signieren und dabei so saugut gelaunt war, dass man das nächste Mal gern alle vier Wochen mit ihm verbringen mag - und V.E. Schwab, die irgendwann mit Ladenhund Skarpi auf dem Boden tollte und dann noch zehn minuten im Friedhof auf der Bergmannstraße verschwunden ist. Noch ein bisschen mehr Horror gab es mit Brian Evenson - der sich selbst eigentlich gar nicht als Horror-Autor bezeichnet. Tiefgründige Gespräche über Abgründe mit viel unterhaltsamen Know-how. Ach, sagte ich gerade, Horror kommt zu kurz? Johnny Mains war auch da. Toller Mensch mit einer harten Vergangenheit, die man ihm nicht anmerkt, wenn er es nicht will. Die Geschichte, wie die Lesung mit Morgane Caussarieu und ihrem französischen Horror-Buch Visqueuse zustande kam, ist auch erzählenswert: Otherland-Mitarbeiterin Maé lief an einem Tattoo-Laden vorbei, in dem Morgane arbeitet. Während sie sich unterhalten haben, stellte sich heraus, dass sie neben dem Tattoowieren auch schreibt. Bäm. Lesung im Otherland. Sehr gefreut hab ich mich, dass der Abend mit Milena Adam zustande kam - sie ist nämlich die Übersetzerin von "Die Horde im Gegenwind" von Alain Damasio. Unfassbare wuchtige Rumssprache genial übersetzt. Auch wieder so ein Abend, von dem man eigentlich nicht will, dass er zu Ende geht. Eine spannende Buchpremiere war die der ANDYMONADEN-Anthologie – neue Erzählungen rund um den SF-Klassiker Andymon der Steinmüllers. Neben dem Verleger Hardy Kettlitz war der Herausgeber Michael Wehren da, drei der Autor*innen aus dem Band und Täterätä: Angela und Karlheinz Steinmüller. Ein Abend voller Geschichten aus der Vergangenheit für die Zukunft. Wahnsinn. Eine weitere Anthologie gab es dann noch aus dem Hause des Verlages von Brandon Q. Morris und Joshua Tree: "Ihr Körper, das Schiff" SF Anthologie-Vorstellung mit Chris(tine) Witt und Yvonne Tunnat, den beiden Herausgeberinnen. Tolle Stories und ihre Auswahl, Gedanken und Ideen plus gelesene Passagen: ein runder Abend. Besonders beeindruckend war dann auch noch die Buchpremiere von Aiki Miras neuem "Denial of Service". Das Otherland fühlt sich von Anfang an, mit ihrer ersten Story in Queer*Welten und ihrem ersten Buch "Titan's Kinder", eng mit Aiki verbunden - unglaublich, wie Aiki samt SF wächst. Phantastsisch! Auch schon zum zweiten Mal bei uns war dann auch Semanta Schweblin und wie schon beim ersten Mal wurde es ein feiner, nachdenklicher Abend, beherrscht von Samantas Gespräch für Sprache und Momente - ihre neue Geschichtensammlung "Good and evil and other stories" auf Deutsch "Das Gute Übel" ist eine Sprachbombe, die beim Lesen im Hirn platzt.

Was für ein Jahr. Danke an alle, die dabei waren!    
Wolf

Otherland - wir sehen uns in der Zukunft






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